New Work: Mehr als ein Trendbegriff für digitales Arbeiten!

Wenn man sich mit Veränderungen in der Arbeitswelt beschäftigt, kommt man an einem Begriff nicht vorbei: New Work. Home Office in der Pandemie? New Work! Neuer Pausenraum im Bürogebäude? New Work! Künstliche Intelligenz? New Work!
Anders gesagt: New Work erging es wie vielen Trendbegriffen – der Begriff klingt gut und sagt etwas Interessantes, aber im Verlauf der Zeit ändert sich der Verwendungskontext und damit die Bedeutung. Ich glaube jedoch, dass die ursprünglichere Verwendung von New Work heute wieder äußerst relevant wird, und lade Sie ein, gemeinsam einen Blick darauf zu werfen.

Geprägt wurde der Begriff in den 1980er Jahren von Frithjof Bergmann. In Bergmanns Verständnis bezog sich New Work auf die sich verändernden Arbeitsstrukturen und -bedingungen, die durch die Automatisierung und die Krise der traditionellen Arbeitsmodelle ausgelöst wurden. Das Konzept New Work war eine Antwort auf diese Herausforderungen – im Mittelpunkt standen selbstbestimmtes Arbeiten, Automatisierung (zum Eliminieren repetitiver und unerwünschter Aufgaben) sowie die Teilhabe an der Gemeinschaft. New Work thematisierte früh viele wichtige Themen rund um die Frage, wie wir in einer modernen Welt leben und arbeiten wollen.


Heute konzentriert sich der Begriff New Work hingegen meist mehr auf flexible und digitalisierte Arbeitsmodelle. Hier stehen oft Themen wie flexible Arbeitszeiten, Home Office, flache Hierarchien und digitale Zusammenarbeit im Vordergrund. Das heißt nicht, dass diese Konzepte negativ sind oder nicht zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen beitragen, sie lassen jedoch oftmals den tiefergehenden, menschenzentrierten Ansatz von Bergmanns New Work außer Acht. Insbesondere der Fokus auf sinnstiftende Arbeit und das Streben nach einer gesellschaftlichen Transformation werden oft vernachlässigt.

Ich glaube wir sollten uns diesen Aspekt von New Work gerade heute wieder verstärkt vor Augen führen! Die Relevanz liegt auf der Hand. Mit künstlicher Intelligenz stehen wir unmittelbar vor einer neuen Revolution in der Automatisierung – das Ausmaß dieser Revolution ist noch nicht wirklich absehbar, aber „gewaltig“ scheint ein Adjektiv zu sein, das wir für die Beschreibung benötigen werden. New Work mit seinem Fokus auf sinnstiftende Tätigkeiten und gesellschaftliche Partizipation kann uns hier wertvolle Anregungen zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen geben.

So verwendet ist der Begriff auch wieder zeitgemäß und nach vorne gewandt. Denn: Digitale Prozesse, Meetings via Internet, Home Office, flexible Arbeitsmodelle – für sich allein genommen sind diese Dinge nicht mehr sonderlich „New“, sondern einfach nur „Work“. Der grundlegende Gedanke von New Work gibt einfach mehr her als Teams Meetings und Betriebsausflüge in den Escape Room. Es geht darum, wie wir alle – Unternehmen, Mitarbeiter, Politik und Zivilgesellschaft – Arbeit und Leben in Zukunft gestalten und interpretieren wollen. Und aktuell sieht das nach einer aufregenden Aufgabe voller Möglichkeiten aus. Zum Abschluss hier noch ein paar Beispiele dafür, wie das in Unternehmen konkret aussehen kann:

  • Stellen Sie das Thema Arbeitsautonomie bewusst in den Mittelpunkt. Mitarbeiter gestalten ihre Arbeit selbst und erhalten mehr Kontrolle über ihren Arbeitsalltag – beispielsweise durch den Einsatz von selbstorganisierten Kanban-Boards. So fördern Sie Engagement, Kreativität und Identifikation der Mitarbeiter mit ihrer Tätigkeit. Gelingt es Ihnen, Teams aus engagierten und selbstständig denkenden Mitarbeitern zu etablieren, profitieren Sie auch von der sogenannten Schwarmintelligenz – Ihr Unternehmen ist so intelligent wie alle Mitarbeiter zusammen und nicht nur so intelligent wie dessen Führung.
  • Achten Sie auf eine menschenzentrierte Automatisierung. Versuchen Sie, repetitive Aufgaben zu automatisieren, damit mehr Platz für wertvollere, kreative und strategische Rollen entsteht. Hier liegt ein Teil des großen Potentials der aktuellen Entwicklungen rund um KI verborgen.
  • Fördern Sie gemeinschaftliches Arbeiten und Teilen als Herzstück Ihrer Arbeitskultur. Etablieren Sie dafür Communitys für Wissensaustausch (Think Tanks) – so fördern Sie Innovation und Kreativität und steigern die Leistungsfähigkeit Ihres Unternehmens insgesamt.
  • Stellen Sie Weiterbildung und persönliche Entwicklung in den Fokus der Mitarbeiterförderung, um Top Talents anzuziehen und zu halten. Unterstützen Sie aktuelle und werdende Führungskräfte mit Mentoren und Coachings. Dadurch entwickeln Sie langjährige Mitarbeiter im Unternehmen und ziehen neue Talente an.